Auch wenn uns aktuell Corona einen gehörigen Strich durch viele unserer Lebensplanungen macht und zur Zeit auch jedes Rallye-Engagement hinfällig ist: Wir Alle müssen hoffen und unser Bestes dafür geben, daß sich die Verhältnisse in absehbarer Zeit wieder normalisieren. Ansonsten könnten wir sowieso gleich kollektiven Selbstmord begehen.
Jedenfalls: Für die Zeit nach dem epidemischen Horror, die hoffentlich irgendwann einmal kommen wird, wäre es schön und irgendwie auch wichtig, wenn der nationale wie auch der internationale Rallyesport gut aufgestellt wäre. Besser als zuletzt jedenfalls. Hier muß die Weltmeisterschaft die Richtung vorgeben, und hier ist viel von der Qualität der Führung (technisches Reglement, Rallye-Format u.Ä.) abhängig.
Ich denke, ich habe bereits angesprochen, was ich vom Management des Rallyesports der letzten Jahre durch die FIA halte. Und ich habe das wohl auch aussagekräftig begründet. Ganz offen gesagt: Wenn man sich das aktuelle FIA-Rallye-Reglement ansieht, auch wenn man das völlig unvoreingenommen tut – da muß man sich ja auf den Kopf greifen. Ganz im Ernst. Wenn ein eingefleischter Grünpolitiker, der bis ins Mark motorsportfeindlich eingestellt ist, hier die Regie führen würde, könnte es kaum ärger sein. Da frage ich mich doch: WEN vertreten die eigentlich wirklich? Was wird hier gespielt?
Das ist mehr als unverständlich. Aber das ist wahrscheinlich auch der Sinn der Sache.
Ziemlich eindeutig ist: Wenn ein Privatunternehmen, zumal im Bereich der kleinen bis mittleren Betriebsgröße, so arbeiten würde wie die FIA: Das wäre im Nullkommanix pleite. Im NULLKOMMANIX!!
Für Alle, die jetzt vielleicht nur Bahnhof verstehen: Zwei verschiedene Weltmeister in 15 Jahren – muß man noch mehr sagen? Das ist doch keine normale sportliche Entwicklung, sondern viel mehr ein bedenklicher Trend, der aufzeigt, daß der Sport in seinen Grundzügen fürchterlich krankt. Irgendwo sind ein paar ganz wichtige Tragsäulen weggebrochen. Im Durchschnitt waren in den letzten 12 Jahren immer nur drei bis zweieinhalb Werke in der Weltmeisterschaft engagiert. Das ist mehr als schwach und bedingt auch, daß nur wenige Fahrer einen Platz in einem siegfähigen Rallyewagen bekommen. Auch die Aufstiegsmöglichkeiten sind mehr als mangelhaft. Denn auch alle Kategorien unterhalb der WRC’s sind, bezogen auf ihre Attraktivität, viel zu teuer, dazu sind oft jeweils in den Klassen ebenfalls nur zwei bis bestenfalls drei Marken vertreten. Das bewirkt unter Anderem, daß sich für die klassischen Aufsteiger-Kategorien viel zu wenige Menschen interessieren (=> kaum mediale Beachtung und Sponsoring). Was wiederum bedingt, daß meist nur reiche Talentierte den Weg nach Oben schaffen. Die Zahl der in Betracht kommenden Kandidaten für WM-Siege ist daher auch dadurch sehr beschränkt. Kein Wunder, daß meist fast immer der Selbe gewinnt und Weltmeister wird…
Für mich eine mehr als unbefriedigende Situation. Und in diversen nationalen Championaten ist es genau das selbe. Oft auch ist die Krise auch von der jeweiligen nationalen Sportführung hausgemacht, das muß man zugeben. Aber die unverhältnismäßig gestiegenen Anschaffungs- und Materialkosten bei gleichzeitig immer mehr Einheitsbrei (=> kaum mediale Beachtung und Sponsoring; detto mit Bröseln) sind sicher keine gute Grundlage. Und da gibt die FIA in Paris die Richtung vor. All das und die miserable Gesamtperspektive auch für extrem talentierte Fahrer führt dann oft auch noch dazu, daß es viele Persönlichkeiten, die das Zeug zum hervorragenden Sportler hätten, gar nicht erst probieren. Was den Sport noch weiter hinunterzieht.
Der Rallyesport generell ist immer mehr zu einer Inzucht geworden, weil es für Menschen mit wenig Geld kaum noch möglich ist, dort Fuß zu fassen, geschweige denn aufzusteigen. Dabei wäre mit ein paar Änderungen im Reglement und in den Vorgaben für die Gestaltung speziell der WM-Rallyes sicher Einiges zum Guten zu bewegen.
Was fehlt dafür? In erster Linie einmal der Wille der führenden, gestaltenden Persönlichkeiten. Und was fehlt noch? Eine Basis mit Engagement und klaren Zielvorstellungen, die Druck für Verbesserungen macht. Und damit dafür sorgt, daß in die träge Obrigkeit Bewegung hineinkommt. Ja, das fehlt. Aber das läßt sich ändern. Wenn genug Menschen daran aktiv mitarbeiten.
Wer ist dabei?

Den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen ist nicht zielführend. Denn der führt nach Unten.