Kampf mit dem Reifenluftdruck

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vonderAlb

Kampf mit dem Reifenluftdruck

Beitrag von vonderAlb »

Fahrzeug: Subaru Impreza WRX 2.0
Gewicht: 1440 KG Verteilung 60/40 vorne/hinten
Antriebsart: permanenter Allradantrieb
Fahrwerk: KW-Gewindefahrwerk V3 (Druck- und Zugstufe verstellbar), härtere Stabis hinten verstellbar
Felgen: AZEV TYP E 8x17 ET45
Reifen: RE540 Misch.S 235/40x17 vorne und hinten
Sportart: Slalom nat. B Gruppe F über 2000 ccm

Im Jahre 2002 fuhr ich einen Impreza (Vorgängermodell) mit RE540 in der Mischung SS und war eigentlich recht zufrieden damit. War mein erster Sportreifen und hatte daher kaum Erfahrungen auf dem Gebiet (hab ich heute immer noch nicht). Ewo hat mir einen Luftdruck geraten den ich dann allerdings um 0,2 Bar erhöhte. Rein aus dem Gefühl heraus.
2003 musste ich dann notgedrungen Kumhos fahren (wegen dem E-Kennzeichen). Die allerdings brauchten erheblich mehr Luftdruck als der RE540. Bis ich das rausgefunden habe brauchte ich eine Weile (habs einfach mal probiert).
Jedenfalls hab ich in den letzten zwei Jahren mich mit dem Thema Reifen nicht so ernsthaft auseinandergesetzt. Das wollte ich dieses Jahr aber mal ändern und hab mich jetzt mal bemüht den optimalen Luftdruck raus zu finden.

Mit meinem jetzigen Fahrzeug (s.o.) fahre ich wieder RE540 in der Mischung S und fuhr Anfangs mit 2,3 vorne und 2,1 hinten (kalt). Mein Schwager hat einen Nissan Z350 auf Yokohamas und der fährt mit 2,0v/1,8h und hat den Rat bekommen hinten 1,6 zu fahren. Die Tabelle auf EWOs Seiten besagen für meinen Allradler vorne 1,6-2,0 und hinten 1,8-2,2. Der Warmdruck soll nicht über 2,3 Bar liegen.
Also hab ich meinen Luftdruck auf 2,0v/1,8h abgesenkt (wenn sowohl Yokos als auch Bridgestone solch einen niedrigen Luftdruck empfehlen, kann das ja nicht falsch sein dachte ich mir) und mich mit einem Temperaturmessgerät bewaffnet. Der Warmdruck betrug nach der Veranstaltung 2,3v/2,1h Bar, die Reifentemperaturen waren vorne ca 47-49 Grad, hinten 37-39 Grad (kühles Wetter mit gelegentlichem Sonnenschein). Auf der Lauffläche waren die Temperaturen innen 2 Grad höher als aussen, sowohl vorne als auch hinten (zuviel Sturz?). Das Fahrgefühl allerdings war in der Trainingsrunde einfach katastrophal. Das Heck versuchte laufend sich selbstständig zu machen. Nach einer halben Runde wurde der Gripp vorne besser, hinten aber tänzelte das Heck unablässig und beruhigte sich erst am Ende der Trainingsrunde einigermassen, blieb aber während der ganzen Veranstaltung so. Das war ich bisher so nicht gewohnt. Das Fahrgefühl ist auch ein wenig schwammig.

Jetzt bin ich völlig verunsichert. Auf der einen Seite (siehe Ewo-Page) heißt es, der Warmdruck solle nicht 2,3 Bar übersteigen, fahre ich aber mit niedrigem Kalt-Luftdruck um die 2,3 Bar warm nicht zu überschreiten, gefällt mir das Fahrverhalten des Fahrzeugs nicht. Ich bin zwar genauso schnell wie meine Kollegen mit ihren Kadett bzw. Ascona, aber ob ich mit dem niedrigen Luftdruck richtig liege und mit einem höheren Luftdruck doch besser/schneller/sicherer fahre?
Vom Verschleißbild der Reifen kann ich nur soviel sagen: die Vorderreifen haben sichtbaren Verschleiß im ersten Drittel des Profils (Aussenseite), hinten kann ich kaum Verschleiß erkennen. An der Temperaturmessung konnte ich auch nicht zweifelsfrei erkennen, ob der Reifen plan auf der Straße liegt und die beste Auflagefläche hat.

Zu was ratet ihr mir?

Andreas
Hans Bauer

Re: Kampf mit dem Reifenluftdruck

Beitrag von Hans Bauer »

Hallo Andreas,

da läßt sich weder pauschal noch auf die Schnelle ein "guter" Rat geben. Trotzdem von mir ein paar Denkansätze, die Dir vielleicht weiterhelfen können:

1. 1,5to Gewicht bei 8 Zoll Felgenbreite und 235er Reifen können nach meinen Erfahrungen mit Kaltluftdruckwerten unter 2 bar nicht funktionieren. Das schwammige Gefühl, welches Du beschrieben hast, kommt genau daher.

2. Der Grip eines Reifens definiert sich in erster Linie über die Mischung und nicht über den Luftdruck.

3. Mit dem Luftdruck änderst Du aber dramatisch das Lenkverhalten.

4. Im Slalom ist Lenkpräzision ein ausschlaggebender Faktor.

5. Probier einmal folgendes aus :
Vorderachse kalt 2,3 bar. Hinterachse kalt 2,5 bar. Dann nichts mehr am Luftdruck machen. Ein moderner Radialreifen kann warm locker 2,8 bar wegstecken, ohne daß eine Verschlechterung seiner Eigenschaften befürchtet werden muß. Erst wenn nach den Wertungsläufen mehr als 2,8 bar anliegen, gehst Du beim nächsten Slalom mit dem Kaltdruck entsprechend runter.

6. Wenn das Auto über die Hinterachse zu agil ist, wirf den harten Stabi raus und gehe auf Serie zurück. Ansonsten verändere das Setup auf der Hinterachse auf mehr mechanischen Grip. Aber nur soweit, daß das Auto immer noch kontrolliert über die Hinterachse mitlenkt. Wenn 1,5 to anfangen zu untersteuern kannst Du einpacken.

7. Wenn Deine Reifen an der VA außen mitgenommen aussehen ist der Sturz nicht zu hoch. Aber mit Spur, Spurdifferenzwinkel, Nachlauf usw... gibt es noch eine Menge andere Parameter, die da mit hinein spielen.

8. Ändere nie, ich betone niemals, mehrere Dinge auf einmal, sonst kommt es zu Auslöschungen oder Additionen von Fehlern und Du weißt nicht warum sich etwas geändert hat.

9. Immer alle Schritte dokumentieren, damit die bis dahin beste Basis erhalten bleibt.

Der Rest ist Arbeit und testen, testen, testen, testen und nochmals testen.


mit sportlichen Grüßen

Hans Bauer







>Fahrzeug: Subaru Impreza WRX 2.0
>Gewicht: 1440 KG Verteilung 60/40 vorne/hinten
>Antriebsart: permanenter Allradantrieb
>Fahrwerk: KW-Gewindefahrwerk V3 (Druck- und Zugstufe verstellbar), härtere Stabis hinten verstellbar
>Felgen: AZEV TYP E 8x17 ET45
>Reifen: RE540 Misch.S 235/40x17 vorne und hinten
>Sportart: Slalom nat. B Gruppe F über 2000 ccm
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>Im Jahre 2002 fuhr ich einen Impreza (Vorgängermodell) mit RE540 in der Mischung SS und war eigentlich recht zufrieden damit. War mein erster Sportreifen und hatte daher kaum Erfahrungen auf dem Gebiet (hab ich heute immer noch nicht). Ewo hat mir einen Luftdruck geraten den ich dann allerdings um 0,2 Bar erhöhte. Rein aus dem Gefühl heraus.
>2003 musste ich dann notgedrungen Kumhos fahren (wegen dem E-Kennzeichen). Die allerdings brauchten erheblich mehr Luftdruck als der RE540. Bis ich das rausgefunden habe brauchte ich eine Weile (habs einfach mal probiert).
>Jedenfalls hab ich in den letzten zwei Jahren mich mit dem Thema Reifen nicht so ernsthaft auseinandergesetzt. Das wollte ich dieses Jahr aber mal ändern und hab mich jetzt mal bemüht den optimalen Luftdruck raus zu finden.
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>Mit meinem jetzigen Fahrzeug (s.o.) fahre ich wieder RE540 in der Mischung S und fuhr Anfangs mit 2,3 vorne und 2,1 hinten (kalt). Mein Schwager hat einen Nissan Z350 auf Yokohamas und der fährt mit 2,0v/1,8h und hat den Rat bekommen hinten 1,6 zu fahren. Die Tabelle auf EWOs Seiten besagen für meinen Allradler vorne 1,6-2,0 und hinten 1,8-2,2. Der Warmdruck soll nicht über 2,3 Bar liegen.
>Also hab ich meinen Luftdruck auf 2,0v/1,8h abgesenkt (wenn sowohl Yokos als auch Bridgestone solch einen niedrigen Luftdruck empfehlen, kann das ja nicht falsch sein dachte ich mir) und mich mit einem Temperaturmessgerät bewaffnet. Der Warmdruck betrug nach der Veranstaltung 2,3v/2,1h Bar, die Reifentemperaturen waren vorne ca 47-49 Grad, hinten 37-39 Grad (kühles Wetter mit gelegentlichem Sonnenschein). Auf der Lauffläche waren die Temperaturen innen 2 Grad höher als aussen, sowohl vorne als auch hinten (zuviel Sturz?). Das Fahrgefühl allerdings war in der Trainingsrunde einfach katastrophal. Das Heck versuchte laufend sich selbstständig zu machen. Nach einer halben Runde wurde der Gripp vorne besser, hinten aber tänzelte das Heck unablässig und beruhigte sich erst am Ende der Trainingsrunde einigermassen, blieb aber während der ganzen Veranstaltung so. Das war ich bisher so nicht gewohnt. Das Fahrgefühl ist auch ein wenig schwammig.
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>Jetzt bin ich völlig verunsichert. Auf der einen Seite (siehe Ewo-Page) heißt es, der Warmdruck solle nicht 2,3 Bar übersteigen, fahre ich aber mit niedrigem Kalt-Luftdruck um die 2,3 Bar warm nicht zu überschreiten, gefällt mir das Fahrverhalten des Fahrzeugs nicht. Ich bin zwar genauso schnell wie meine Kollegen mit ihren Kadett bzw. Ascona, aber ob ich mit dem niedrigen Luftdruck richtig liege und mit einem höheren Luftdruck doch besser/schneller/sicherer fahre?
>Vom Verschleißbild der Reifen kann ich nur soviel sagen: die Vorderreifen haben sichtbaren Verschleiß im ersten Drittel des Profils (Aussenseite), hinten kann ich kaum Verschleiß erkennen. An der Temperaturmessung konnte ich auch nicht zweifelsfrei erkennen, ob der Reifen plan auf der Straße liegt und die beste Auflagefläche hat.
>
>Zu was ratet ihr mir?
>
>Andreas
vonderAlb

Re: Re: Kampf mit dem Reifenluftdruck

Beitrag von vonderAlb »

Danke Hans, aber eines ist mir noch nicht klar. Du empfiehlst hinten mehr Druck als vorne. Bisher war ich immer der Meinung, da das Fahrzeug hinten leichter ist, muß hinten mit weniger Druck gefahren werden. Der Reifen walkt dann mehr und kommt schneller auf Temperatur und damit zu Gripp. Vorne tut das höhere Gewicht des Fahrzeuges das Seine dazu.
Hinten weniger zu fahren wurde mir letztes Jahr von Kumho empfohlen.

Bin ich da komplett auf dem Holzweg?

Andreas
Hans Bauer

Re: Re: Re: Kampf mit dem Reifenluftdruck

Beitrag von Hans Bauer »

Hallo Andreas,
Du bist in sofern nicht auf dem Holzweg, da alle Reifenhersteller das wirklich so empfehlen. Aber die Slalomrealität sieht oft ein bischen anders aus. Mit diesem Walken hast Du ein Gefühl wie auf Eiern. Ich persönlich hasse es. Ich war für lange Jahre in der komfortablen Situation sehr eng mit der Reifenindustrie zusammenarbeiten zu dürfen. Der Grip kommt über die Mischung. Mit dem Luftdruck kannst Du da über 1000m Slalom wenig bewegen. Ganz anders verhält es sich auf der Rundstrecke. Und aus der Rundstreckenerfahrung geben die Hersteller ihre Tipps. Auf 1000m leidet kein Radialreifen, wenn da mal 2,8 bar drauf sind. Auf der Nordschleife sieht das anders aus. Ein Diagonalracing mit schlechter Karkasse kann Dir bei 2,8 bar dann schon Probleme machen. Aber nur auf dem mittleren Laufflächenband vom vielen Geradeausfahren. Im Slalom fährst Du nur Kurven, d.h. die Stabilität des Reifens hat höchste Priorität. Probiere es einfach einmal aus.

mit sportlichen Grüßen

Hans Bauer

PS.: Ich bin mit meinem 325er E30 (1180kg Leergewicht) z.B. vorne und hinten 2,3 bar kalt gefahren und habe nie Luft abgelassen. Mein Mazda 323 (1080kg Leergewicht) vorne 2,4 und hinten 2,2 bar kalt und nie Luft abgelassen. Mein Mazda RX7 (Leergewicht 1350kg) vo 2,4 und hi 2,2 kalt ohne Luft ablassen. Dabei waren meine eigenen Fahrzeuge vom Setup immer auf Übersteuern d.h. mitlenken abgestimmt, was nicht jeder mag. Wenn die Fahrzeuge ein eher konventionelles Setup haben (Untersteuern im Grenzbereich) kann man hinten mit mehr Druck fahren um dem Untersteuern entgegen zu wirken.

P.S.P.S.: Überdenke einmal warum es vielen Fällen so ist, daß nach einer Top Trainingszeit (kalte Reifen-wenig Grip) die Zeiten im letzten Wertungslauf einbrechen (warme Reifen-viel Grip)!













>Danke Hans, aber eines ist mir noch nicht klar. Du empfiehlst hinten mehr Druck als vorne. Bisher war ich immer der Meinung, da das Fahrzeug hinten leichter ist, muß hinten mit weniger Druck gefahren werden. Der Reifen walkt dann mehr und kommt schneller auf Temperatur und damit zu Gripp. Vorne tut das höhere Gewicht des Fahrzeuges das Seine dazu.
>Hinten weniger zu fahren wurde mir letztes Jahr von Kumho empfohlen.
>
>Bin ich da komplett auf dem Holzweg?
>
>Andreas
vonderAlb

Re: Re: Re: Re: Kampf mit dem Reifenluftdruck

Beitrag von vonderAlb »

>> Mit diesem Walken hast Du ein Gefühl wie auf Eiern.

Genau so ist es.

>> Ich persönlich hasse es.

Geht mir genau so.

>> Im Slalom fährst Du nur Kurven, d.h. die Stabilität des Reifens hat höchste Priorität.

Dann war mein bisheriges Gefühl mit höheren Drücken zu fahren doch nicht so falsch.

>>Probiere es einfach einmal aus.

Genau das werd ich machen.
>
>>P.S.P.S.: Überdenke einmal warum es vielen Fällen so ist, daß nach einer Top Trainingszeit (kalte Reifen-wenig Grip) die Zeiten im letzten Wertungslauf einbrechen (warme Reifen-viel Grip)!

Bisher hab ich das immer darauf geschoben, das man im zweiten Lauf gedanklich vorsichtiger zu Werke geht um ja keine Pylone zu schmeissen und die zu erwartende Platzierung, gemäß erstem Lauf, nicht zu versauen. Nur wenn ich rücksichtslos ins Lenkrad beisse bin ich im zweiten schneller. Aber ich werde jetzt, dank deiner Tipps, ernsthaft dran arbeiten.
Danke.

Andreas
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